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Tuesday, May 16, 2006

Alex Renz

Steigende Öl-Preise, unglaubliche Zuwächse am Rohstoffmarkt und ein schwächelnder Dollar: Wer dieser Tage imWirtschaftsteil der Zeitung blättert, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Doch wer weiß die Zeichen unserer Zeit richtig zu deuten? Stehen wir vor dem Zusammenbruch der Finanzmärkte? duhastdasproblem.fm sprach mit Alex Renz von finanztreff.de über die derzeitige Situation am Markt.

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Steht die nächste Weltwirtschaftskrise bevor? Die Jungs aus der "Kaufen,kaufen!"-Fraktion sagen bisher: Nein.


Seit wann genau wird die Geldmenge in den USA nicht mehr veröffentlicht? Selbst in den google.de-News findet sich wenig zum Thema.

Am 10. November 2005 beschloss die amerikanische Notenbank, die Geldmenge im Aggregat M3 ab dem 23. März 2006 nicht mehr zu veröffentlichen.

Worauf deutet dieser ungewöhnliche Schritt hin?

Nach meiner Überzeugung möchte die Federal Reserve sich nicht mehr in die Karten blicken lassen, in welchem Tempo sie die Notenpresse laufen lässt. Die zu expansive Geldschöpfung hat bis 2000 erst mit beigetragen zum Boom der "New Economy", nach deren Einbruch zum Entstehen neuer spekulativer Blasen am US-Immobilien- und Rentenmarkt.

Steuert der Dollar generell seinem Ende hingegen?


Von einem "Ende" zu sprechen, wäre sicherlich übertrieben. Aber immer mehr Notenbanken kündigen an, ihre enormen Dollarreserven künftig zu "diversifizieren", also z. B. auch in den Euro, den Yen oder das Pfund umzulenken. Ich glaube nicht, dass der Dollar als Leitwährung abgelöst wird, vielmehr rechne ich für die Zukunft mit einem Korb von Leitwährungen, in dem der Euro eine wichtige Rolle spielen wird.

Wird den Euro dasselbe Schicksal ereilen wie dem Dollar?

Auf lange Sicht wird es um die Frage gehen, welche Staaten ihre enormen Altschulden noch bedienen können. In einem Umfeld steigender Zinsen wird dieses Thema immer prekärer. Und genau darum geht es jetzt. In den USA hat die Rendite der Staatsanleihen gerade einen seit 1991 bestehenden Abwärtstrend nach oben verlassen, hierzulande durchbrach die so genannte Umlaufrendite einen seit 15 Jahren etablierten Abwärtstrend.

Wie kann es sein, dass die Öffentlichkeit sowenig Notiz davon nimmt?

Ich denke, solange (und auch um so länger) die Märkte laufen und die Anleger Gewinne erzielen, werden Risikofaktoren einfach ausgeblendet bzw. verdrängt. Denken Sie zum Vergleich an die demographische Entwicklung der Bundesrepublik. Spätestens seit 1970 sind die unausweichlichen Folgen bekannt. Sie standen in jedem Schulbuch. Gehandelt wurde aber erst, als es zu spät war. An den Finanzmärkten ist es ähnlich bzw. schlimmer, weil ja hier noch die Gier hinzukommt.

Der Anstieg der Rohstoffpreise treibt ungewöhnliche Blüten: Lange waren nicht mehr so viele Schrotthändler auf den Straßen unterwegs, umherumliegendes Kupfer einzusammeln, in leer stehenden Gebäuden stehlen Hausbesetzer die Heizungsrohre und überhaupt riecht alles nach Umbruch. Ist die Situation mit '23 vergleichbar?

Es gibt in der Tat leider viele Parallelen zum Vorfeld der Weltwirtschaftskrise des letzten Jahrhunderts. Mit dem Unterschied, das die Notenbanken aus dem damaligen Zusammenbruch gelernt haben. Heute werden sie "im Fall des Falles" die Geldschleusen bis zum Anschlag aufdrehen, um eine Krise zu vermeiden. Letztlich wird das das Problem nur verschieben und verschlimmern. Denken Sie an meine Antwort zu Ihrer zweiten Frage.

Wie wird der von ihnen angedeutete Crash aussehen? Welche Folgen wird er fürden Otto-Normalbürger haben? Wie kann man sich darauf vorbereiten?

Ich glaube, dass alle Anlageformen davon betroffen sein werden, also Aktien, Rentenmärkte und auch die Rohstoffe. Schauen Sie sich die vergangenen drei Jahre an: Es ist einfach alles gestiegen. Volkswirtschaftlich betrachtet, eine eigentlich paradoxe Entwicklung. Ich nehme an, dass auch alle Assetklassen wieder gemeinsam den Rückzug antreten werden. Der wichtigste aktuelle Ratschlag ist, den Dollar und alle auf Dollar lautenden Anlagen zu meiden. Rohstoffe sehen ebenfalls stark korrekturgefährdet aus. Im Übrigen muss man die Entwicklung abwarten. Liquidität zu halten und bestehende Aktienpositionen zu reduzieren, ist kein Fehler.

Ich danke Ihnen für dieses Interview.



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