Alex Renz

Steigende Öl-Preise, unglaubliche Zuwächse am Rohstoffmarkt und ein schwächelnder Dollar: Wer dieser Tage imWirtschaftsteil der Zeitung blättert, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Doch wer weiß die Zeichen unserer Zeit richtig zu deuten? Stehen wir vor dem Zusammenbruch der Finanzmärkte? duhastdasproblem.fm sprach mit Alex Renz von finanztreff.de über die derzeitige Situation am Markt.

Steht die nächste Weltwirtschaftskrise bevor? Die Jungs aus der "Kaufen,kaufen!"-Fraktion sagen bisher: Nein.

Seit wann genau wird die Geldmenge in den USA nicht mehr veröffentlicht? Selbst in den google.de-News findet sich wenig zum Thema.

Am 10. November 2005 beschloss die amerikanische Notenbank, die Geldmenge im Aggregat M3 ab dem 23. März 2006 nicht mehr zu veröffentlichen.

Worauf deutet dieser ungewöhnliche Schritt hin?

Nach meiner Überzeugung möchte die Federal Reserve sich nicht mehr in die Karten blicken lassen, in welchem Tempo sie die Notenpresse laufen lässt. Die zu expansive Geldschöpfung hat bis 2000 erst mit beigetragen zum Boom der "New Economy", nach deren Einbruch zum Entstehen neuer spekulativer Blasen am US-Immobilien- und Rentenmarkt.

Steuert der Dollar generell seinem Ende hingegen?

Von einem "Ende" zu sprechen, wäre sicherlich übertrieben. Aber immer mehr Notenbanken kündigen an, ihre enormen Dollarreserven künftig zu "diversifizieren", also z. B. auch in den Euro, den Yen oder das Pfund umzulenken. Ich glaube nicht, dass der Dollar als Leitwährung abgelöst wird, vielmehr rechne ich für die Zukunft mit einem Korb von Leitwährungen, in dem der Euro eine wichtige Rolle spielen wird.

Wird den Euro dasselbe Schicksal ereilen wie dem Dollar?

Auf lange Sicht wird es um die Frage gehen, welche Staaten ihre enormen Altschulden noch bedienen können. In einem Umfeld steigender Zinsen wird dieses Thema immer prekärer. Und genau darum geht es jetzt. In den USA hat die Rendite der Staatsanleihen gerade einen seit 1991 bestehenden Abwärtstrend nach oben verlassen, hierzulande durchbrach die so genannte Umlaufrendite einen seit 15 Jahren etablierten Abwärtstrend.

Wie kann es sein, dass die Öffentlichkeit sowenig Notiz davon nimmt?

Ich denke, solange (und auch um so länger) die Märkte laufen und die Anleger Gewinne erzielen, werden Risikofaktoren einfach ausgeblendet bzw. verdrängt. Denken Sie zum Vergleich an die demographische Entwicklung der Bundesrepublik. Spätestens seit 1970 sind die unausweichlichen Folgen bekannt. Sie standen in jedem Schulbuch. Gehandelt wurde aber erst, als es zu spät war. An den Finanzmärkten ist es ähnlich bzw. schlimmer, weil ja hier noch die Gier hinzukommt.

Der Anstieg der Rohstoffpreise treibt ungewöhnliche Blüten: Lange waren nicht mehr so viele Schrotthändler auf den Straßen unterwegs, umherumliegendes Kupfer einzusammeln, in leer stehenden Gebäuden stehlen Hausbesetzer die Heizungsrohre und überhaupt riecht alles nach Umbruch. Ist die Situation mit '23 vergleichbar?

Es gibt in der Tat leider viele Parallelen zum Vorfeld der Weltwirtschaftskrise des letzten Jahrhunderts. Mit dem Unterschied, das die Notenbanken aus dem damaligen Zusammenbruch gelernt haben. Heute werden sie "im Fall des Falles" die Geldschleusen bis zum Anschlag aufdrehen, um eine Krise zu vermeiden. Letztlich wird das das Problem nur verschieben und verschlimmern. Denken Sie an meine Antwort zu Ihrer zweiten Frage.

Wie wird der von ihnen angedeutete Crash aussehen? Welche Folgen wird er fürden Otto-Normalbürger haben? Wie kann man sich darauf vorbereiten?

Ich glaube, dass alle Anlageformen davon betroffen sein werden, also Aktien, Rentenmärkte und auch die Rohstoffe. Schauen Sie sich die vergangenen drei Jahre an: Es ist einfach alles gestiegen. Volkswirtschaftlich betrachtet, eine eigentlich paradoxe Entwicklung. Ich nehme an, dass auch alle Assetklassen wieder gemeinsam den Rückzug antreten werden. Der wichtigste aktuelle Ratschlag ist, den Dollar und alle auf Dollar lautenden Anlagen zu meiden. Rohstoffe sehen ebenfalls stark korrekturgefährdet aus. Im Übrigen muss man die Entwicklung abwarten. Liquidität zu halten und bestehende Aktienpositionen zu reduzieren, ist kein Fehler.

Ich danke Ihnen für dieses Interview.

Marius Wallat

Ziemlich freudig reagierte duhastdasproblem.fm auf die Nachricht, dass sich Bahooga wirklich für das erste Interview unseres Blogs zur Verfügung stellen würden. Als abgefahrene und zugleich musikalisch professionelle Combo aus dem Umkreis haben sich Bahooga schon einen ziemlichen Ruf erspielt. Was sie aber besonders selten und toll macht: Sie sind die einzige Band, die ich kenne, die mit Blechblasinstrumenten arbeitet. Blechblasinstrumente.

Die Jungs von Bahooga seinerzeit beim "SummerEvent".

Hi Marius, danke dass du dich für dieses Interview zur Verfügung stellst. Wie gehts dir?

Sehr gut, danke! Im Moment läuft echt alles bestens!

Ist Bahooga zur Zeit noch im Studio und was darf man für die neue CD musikalisch erwarten?

Wir arbeiten in der Tat eifrig am neuen Album, allerdings ziehen sich die Aufnahmen länger hin als erwartet. Das hat nichts mit unserem offensichtlichen Unvermögen zu tun, sondern geht eher auf die Kappe der immensen Anzahl an sonstigen Verpflichtungen, die das Leben so mitbringt. Wenn es nach uns ginge, hätten wir schon einen Nachfolger zu 'Before I Crash' rausgehauen, da wir aber alle mit dem fertigen Werk zufrieden sein wollen, lassen wir uns ausreichend Zeit. Was die musikalische Ausrichtung angeht: Party und Emotion im Mantel von flotten Icke-Icke-Off-Beat-Rhythmen mit Punkrockfüllung. Oder so...

Hat euch der Erfolg euer noch relativ neuen Band überrascht? Liegt der Grund vielleicht darin, dass ihr als musikalische Exoten mittlerweile den Ruf einer Konsens-Band zumindest in der Umgebung genießt?

Ja und nein. Überrascht waren wir von dem Erfolg schon, zumal die Erwartungshaltung im Vorfeld recht groß war. Da wir alle bereits in anderen Bands aktiv waren und man uns in der lokalen Musikszene schon wahrgenommen hatte, waren alle gespannt, was wir so auf die Beine stellen würden. Dass das Ganze nun etwas weitere Kreise zieht macht uns sehr stolz und vor allem megaviel Spaß. Wenn es nach mir ginge, könnte es echt so weiter gehen. Musikalische Exoten sind wir nicht. Es stellt sich viel mehr die Frage, wieso Ska/Skapunk als offensichtlich sehr tanzbare und gleichzeitig ehrliche Musik so wenig Anerkennung und Aufmerksamkeit geschenkt bekommt. Hoffentlich ändert sich das!

Hand aufs Herz: Wie steht es deiner Meinung nach wirklich um die Musik-Community in Krefeld?

Zunächst bin ich froh, dass sich in Krefeld und Umgebung eine wirklich talentierte und ambitionierte Szene geformt hat. Natürlich gebührt den Leuten besonderer Dank, die immer auf die Konzerte kommen und für ausverkaufte Locations sorgen. Im Grunde muss jede Band selber wissen, welche musikalische Richtung sie einschlägt - das möchte ich auch gar nicht weiter kommentieren. Vielleicht gibt es aber eine zu breite Front an 'Nu Rock', oder wie sich das nennt.

Ich persönlich empfinde Zeilen wie "Classic couch potatoe" und "Defending the world in front of a dusty TV-Screen" gerade aufgrund ihrer Einfachheit ziemlich geil; als Metaphern passen sie irgendwie hundertprozentig in diese Bahooga-Comic-Welt. Stimmst du da ein?

Schwer zu sagen, da meine Texte wirklich was sehr persönliches sind und mir am Herzen liegen. Grundsätzlich schreibe ich nicht über belanglose Dinge oder sauge mir was aus den Fingern um einen Song zu füllen. Stilistisch gesehen versuche ich in der Tat manche Dinge einfach und mit einem fetten Augenzwinkern auszudrücken, wenn es zur Musik passt. Trotzdem Frage ich mich manchmal, ob irgendeiner nachvollziehen kann, was ich zum Beispiel mit 'Flashlights' sagen will. Prinzipiell sehe ich meine Lyrics als Ausdruck meiner Gedankenwelt, die sich weder an der Musik, noch an einem bestimmten Konzept orientiert. Ich bin halt zu viel Emo dafür ;-)

Wie ich gelesen hab, kommst du aus Kempen. Ist Kempen mit seinen kleinen Geschäften und der süßen Altstadt nicht ein Ort, der letztendlich zum bürgerlichen Leben einlädt und ist vielleicht paradoxerweise genau deshalb die Punk-Szene dort so ausgeprägt?

Das Auftreten von Punk, oder eine Grundaffinität zum Punkrock, hat - denke ich - andere sozio-kulturelle Hintergründe als das pure Kleinstadtleben. Genauso gut kommt es in anderen Regionen der Republik zu anderen Phänomenen.Außerdem glaube ich, dass sich das Ganze in Kempen noch in gewissen Bahnen bewegt. Komm mal hier nach Nürnberg, wo ich gerade arbeite, da gibt es mehr davon ;-)

So noch ne Frage: Hast du als Kind Konsolen gehabt, wenn ja welche, welches Lieblingsspiel?

Gute Frage! Im Moment beschäftige ich mich sogar beruflich damit, leider nur noch bis September 2006. Ich besitze Xbox 360, PSP, Nintendo DS und GBA und habe Zugang zu allen anderen Systemen und allen Spielen der Welt! Meine erste Konsole war das 'Sega Master System', mein aktuelles Lieblingsspiel ist 'The Elder Scrolls IV: Oblivion' (360). Wer die besten Infos braucht, kauft sich Playzone, N-Zone und Xbox-Zone oder das OXM.

Deine momentane Lieblingsband noch eben:

underOATH.

Und zum Schluss: Wer wird Weltmeister?

Deutschland.

Danke für dieses Gespräch.

Kein Ding.